Vortrag auf der 36. Jahrestagung der Inklusinsforscher:innen

Katharina Sindlinger und Ramona Thümmler haben auf der 36. Jahrestagung der Inklusionsforscher:innen einen Beitrag zu ihren Forschungen gehalten. Unter dem Titel: „Inklusion und Exklusion von Grenzen: Professionelle Praxis als kulturelle Aushandlung“ gingen sie der Frage nach, wie Fachkräfte der Frühförderung mit Unsicherheit umgehen.

Der Beitrag verbindet einen wissenssoziologischen mit einem kulturtheoretischen Ansatz unter dem Aspekt Umgang mit Grenzen in der professionellen Praxis. Als pädagogischer Ansatz wird Bohnsacks (2020, 2021) praxeologisch-orientierte Theorie der Professionalisierung diskutiert, der zufolge sich Professionalisierung in der interaktiven Bewältigung von differentem und deswegen spannungsreichem Wissen vollzieht. Die postkoloniale Kulturtheorie Bhabhas (1994/2000) beschreibt Kultur als performativen Aushandlungsprozess an und mit Grenzen, der darauf zielt neue Erfahrungs- und Handlungsmöglichkeiten zu eröffnen. Trotz der sehr unterschiedlichen Entstehungskontexte und disziplinären Hintergründe behandeln beide Theoriekomplexe – teils ähnlich, teils unterschiedlich – Inklusions- und Exklusionsprozesse als Teil einer interaktiven kulturellen bzw. professionellen Praxis. Die Potentiale dieser theoretischen pädagogisch-kulturtheoretischen Verknüpfung werden in dem Beitrag untersucht und anhand von Interviews, die mit Fachkräften aus der Frühförderung geführt wurden, beispielhaft aufgezeigt. Damit blickt dieser Beitrag über den bildungsdisziplinären Horizont hinaus und bringt eine westlich-deutsche Diskurslinie mit einer internationalen, dezidiert postkolonialen Diskurslinie zusammen. Statt auf Grenzen von Inklusion und Exklusion zu fokussieren, wird ein Ausblick gegeben, wie Grenzen selbst in die professionelle Praxis eingehen (können) und welche Handlungsmöglichkeiten sich dadurch (nicht) ergeben.

Link zur Tagungswebsite: https://www.hfh.ch/event/ifo-2023-36-jahrestagung-der-inklusionsforscherinnen